FRAMELESS16
10. April 2018
Ort: MUG im Einstein | Einsteinstrasse 42 | 81675 München
Beginn: 20:00 | Einlass: 19:30
Eintritt frei
Gamut Inc (DE/PL)
Yen Tzu Chang (TW)
Medienkunst: Axel Stockburger (AT)
Die Reihe zu experimenteller Musik und Medienkunst im digitalen Zeitalter startet 2018 mit Gamut Inc, Yen Tzu Chang und Axel Stockburger. Die taiwanesische Künstlerin Yen Tzu Chang wird eine audiovisuelle Performance mit einer überdimensionierten Nachbildung ihres eigenen Herzens präsentieren. Mit selbstkonstruierten Instrumenten erforscht das Berliner Ensemble Gamut Inc die Interaktion zwischen elektronischer und instrumenteller Musik. Eine Videoarbeit von Axel Stockburger geht auf ästhetische Weise Katastrophen in der Finanzwelt nach, und der Frage, was zu dicke Finger auf Tastaturen damit zu tun haben.
Gamut Inc sind Marion Wöhrle, Computermusikerin und Grafikerin aus Berlin, und der Danziger Komponist Maciej Śledziecki. Sie erforschen die Wechselwirkung von traditionellen Instrumenten und Computermusik in zahlreichen interdisziplinären Projekten, die sie gemeinsam mit Medienkünstlern, Architekten oder Akteuren des zeitgenössischen Theaters entwickeln. In ihren Performances arbeiten sie mit selbstkonstruierten Musikmaschinen, die die Tradition barocker Instrumentalmusik mit den Mechanismen digitaler Musik kombinieren. Auf eindrucksvolle und spürbare Weise zeigen Sie uns, dass Algorithmen kein reines Thema der letzten 15 Jahre sind. Mathematik und Musikmaschinen waren auch vor der digitalen Wende eng verzahnt: Binäre Systeme sind keine Innovationen, sie sind seit hunderten Jahren essentieller Teil unserer Kultur und Ästhetik.
Die taiwanesische Klang- und Medienkünstlerin Yen Tzu Chang lebt seit 2014 in Linz, wo sie an den Schnittstellen technischer und medizinischer Objekte zur Klangkunst arbeitet. Dafür konstruiert sie hybride Versuchsaufbauten. Bei frameless zeigt sie die für die Ars Electronica entwickelte Performance „Whose Scalpel“. Als Grundlage nimmt sie Prozesse der modernen, digitalisierten Medizin – wie bildgebende Verfahren und künstliche Intelligenz – um an einer mittels MRT generierten, überdimensionalen Nachbildung ihres Herzens einen fein komponierten Dialog zwischen dem Organischen und dem Maschinellen herzustellen. So wie sie in der Performance Anweisungen der künstlichen Intelligenz ausführt und in elektronische Klänge übersetzt, wird der Chirurg der Zukunft mit Big Data und Deep Learning auf Datenbanken des Wissens zugreifen, um Entscheidungen zu treffen. Wer wird in Zukunft das Skalpell führen?
Flankiert werden die Performances von der Videoarbeit „Fat Fingers Confession“ des Wiener Medienkünstlers Axel Stockburger. In seinen Werken setzt er sich oftmals mit den realen Konsequenzen digitaler Phänomene auseinander. In der gezeigten Arbeit behandelt Axel Stockburger die Ursachen des Börsencrashs vom 6. Mai 2010. Für diesen Vorfall wurde ein menschlicher Tippfehler verantwortlich gemacht – verursacht z.B. durch zu dicke Finger auf der Tastatur – wohingegen ein Fehler in den Algorithmen viel wahrscheinlicher ist. Dass ein menschliches Fehlverhalten Ursache für diese folgenschwere Ereignisse sein soll, steigert – so Stockburger – das Vertrauen in eine weitgehend autark handelnde, automatisierte Ökonomie. Die Videoarbeit ist ein fingiertes Interview mit dem vermeintlich verantwortlichen Broker – und seinen dicken Fingern.